Perfektionismus kann uns antreiben, uns zu Höchstleistungen bringen – aber er kann uns auch gefangen halten. Er setzt uns unter Druck, raubt uns die Freude an dem, was wir tun, und lässt uns oft das Wichtigste vergessen: das Wohlwollen – für uns selbst und für andere.
Ich habe das selbst erlebt. In meiner Laufbahn im Tourismus war Perfektion oberstes Gebot. Fehler durfte es nicht geben, und wenn doch, wurde nach einem Schuldigen gesucht. Es ging nie einfach um ein Missverständnis oder eine kleine Unachtsamkeit – es war immer eine Schuldfrage. Ich hatte die „Entschuldigungskrankheit“, weil ich mir ständig Dinge zu Herzen nahm, die nicht einmal in meiner Verantwortung lagen. Ich wollte alles richtig machen, wollte Erwartungen erfüllen – meine eigenen und die der anderen.
Doch Perfektionismus ist eine Einbahnstraße. Je mehr du versuchst, perfekt zu sein, desto mehr Fehler scheinen plötzlich auf. Wir Menschen machen es uns oft selbst schwer – mit unseren hohen Ansprüchen, unseren unerreichbaren Erwartungen. Aber was wäre, wenn wir damit anders umgehen könnten?

Perfektionismus – ein unsichtbarer Käfig
Perfektionismus fühlt sich oft an wie ein ständiger Kritiker in unserem Kopf, der uns antreibt: „Mach es noch besser. Du kannst es noch perfekter machen.“ Aber anstatt uns wirklich weiterzubringen, macht er uns klein.
Was Perfektionismus mit uns macht
Er nimmt uns die Leichtigkeit. Wenn alles perfekt sein muss, bleibt kein Raum für Spontaneität und Freude.
Er macht uns hart – gegenüber uns selbst und anderen. Wir sind oft unser strengster Richter und erwarten auch von anderen, dass sie „perfekt funktionieren“.
Er kostet Energie. Wir investieren so viel Kraft in Details, die niemandem auffallen – außer uns selbst.
Er schafft Distanz. Menschen fühlen sich nicht von Perfektion angezogen, sondern von Echtheit und Menschlichkeit.

Ein liebevollerer Umgang mit Fehlern
Fehler gehören zum Leben – und doch fürchten wir sie oft so sehr, dass wir uns selbst blockieren. Aber was, wenn Fehler nicht das Ende, sondern ein Anfang sind?
Ein Perspektivwechsel hilft:
Nicht „Ich habe versagt“, sondern „Ich habe etwas gelernt“.
Nicht „Ich hätte es besser machen müssen“, sondern „Ich weiß jetzt, wie ich es das nächste Mal anders machen kann“.
Anstatt uns für jede Kleinigkeit selbst zu verurteilen, könnten wir uns mit Wohlwollen begegnen. Fehler dürfen sein. Und nicht nur bei uns selbst – sondern auch bei anderen. Wir können uns entscheiden, freundlicher miteinander umzugehen, großzügiger in unserer Bewertung von uns selbst und anderen zu sein.
Denn seien wir ehrlich: Sind wir nicht am liebsten mit Menschen zusammen, die uns das Gefühl geben, einfach so gut zu sein, wie wir sind?

Perfektion im Außen – und die Kunst der Abgrenzung
Gerade in Zeiten von Social Media wird uns oft eine Scheinwelt präsentiert. Makellose Familien, perfekte Karrieren, durchgestylte Wohnungen. Doch das ist nicht die Realität – es ist eine Inszenierung. Perfektion wird uns suggeriert, aber sie existiert nicht.
Was hilft?
Bewusst abgrenzen: Frage dich: Macht mich das, was ich sehe, glücklicher – oder setzt es mich unter Druck?
Realität anerkennen: Niemand lebt ein fehlerfreies, perfekt durchgeplantes Leben. Auch wenn es oft so aussieht.
Den eigenen Weg finden: Erfolg bedeutet nicht, perfekt zu sein – sondern ein Leben zu führen, das sich für dich richtig anfühlt.

Loslassen und mit mehr Wohlwollen leben
Es geht nicht darum, unsere Ansprüche komplett loszulassen. Es geht darum, mit mehr Leichtigkeit und Wohlwollen durchs Leben zu gehen – uns selbst und anderen gegenüber.
Erlaube dir, unperfekt zu sein. Denn genau das macht dich menschlich.
Übe Selbstfreundlichkeit. Sprich mit dir selbst so, wie du mit einer guten Freundin sprechen würdest.
Feiere die kleinen Momente. Nicht Perfektion macht glücklich, sondern echte, ungeschönte Augenblicke.
Wenn wir uns selbst mit mehr Nachsicht, Humor und Freundlichkeit begegnen, dann tun wir das auch mit anderen. Und genau darin liegt wahre Verbindung – nicht in Perfektion, sondern in Echtheit.
Ich wünsche dir, dass du dir selbst mit mehr Wohlwollen begegnest und den Druck der Perfektion ein Stück weit loslassen kannst. Vielleicht hat dich dieser Beitrag inspiriert, mit mehr Leichtigkeit auf dich und dein Umfeld zu schauen. Du bist gut, so wie du bist – unperfekt perfekt. Alles Liebe auf deinem Weg!
Deine Mandy

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