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Die unsichtbare Last – Wie Ausbilder den mentalen Druck bei Lehrlingen erkennen können

Autorenbild: Mandy EngelhardtMandy Engelhardt

In der Rolle als Ausbilder tragen wir nicht nur die Verantwortung für die fachliche Ausbildung der Lehrlinge, sondern auch für ihr Wohlbefinden und ihre Entwicklung. Dabei geht es nicht nur darum, Wissen zu vermitteln, sondern auch darum, den jungen Menschen zu helfen, mit den Herausforderungen des Arbeitsalltags umzugehen – besonders wenn der mentale Druck steigt.

Doch wie können wir erkennen, wenn ein Lehrling unter Stress steht, wenn dieser Druck nicht sofort sichtbar ist? Oftmals ist es schwer, den mentalen Zustand eines Lehrlings zu erkennen, da sich Überforderung und Stress nicht immer in offenen Konflikten oder körperlichen Symptomen zeigen. Es sind oft die kleinen, unsichtbaren Zeichen, die wir als Ausbilder entdecken müssen.

 

 

Die Bedeutung des frühen Erkennens von mentalem Stress


Je früher wir mentalen Stress erkennen, desto eher können wir helfen, bevor er sich zu einem größeren Problem auswächst. Es geht darum, frühzeitig ein Gespür für die Anzeichen von Überforderung zu entwickeln, bevor die Belastung zu groß wird. So können wir präventiv eingreifen und den Lehrlingen dabei helfen, mit ihren Gefühlen und ihrem Stress umzugehen, noch bevor es zu einem emotionalen oder gesundheitlichen „Zusammenbruch“ kommt.

 

Anzeichen von Stress: Wie du die unsichtbare Last entdeckst


Stress und Überforderung äußern sich nicht immer in lauten Signalen. Oft sind es die subtilen, aber dennoch bedeutenden Veränderungen im Verhalten, die uns auf den mentalen Zustand eines Lehrlings hinweisen können. Hier einige Anzeichen, auf die du achten solltest:


  • Kleine Veränderungen im Verhalten: Ein sonst so motivierter Lehrling, der plötzlich zurückhaltend wird, oder jemand, der sich aus Gesprächen zurückzieht, könnte unter innerem Druck stehen.

  • Mehr Fehler als sonst: Wenn ein Lehrling plötzlich häufiger Fehler macht, kann das ein Zeichen von Unsicherheit und mentaler Überlastung sein.

  • Veränderte Körpersprache: Ein Lehrling, der öfter erschöpft wirkt oder Schwierigkeiten hat, sich zu konzentrieren, könnte sich mit inneren Belastungen auseinandersetzen.

  • Emotionale Reaktionen: Wenn ein Lehrling unverhältnismäßig auf Feedback reagiert oder sich bei der Arbeit häufig überfordert fühlt, könnte der mentale Druck dahinterstecken.


Diese Anzeichen zu erkennen, ist der erste Schritt. Doch noch wichtiger ist es, als Ausbilder aktiv darauf zuzugehen und Raum für Gespräche zu schaffen.

 

 

Wie Gesprächsführung den Unterschied macht


In meinen eigenen Erfahrungen als Ausbilder habe ich festgestellt, dass es nicht nur auf die Anzeichen ankommt, sondern auch darauf, wie wir mit unseren Lehrlingen sprechen. Der Schlüssel liegt darin, ein Umfeld zu schaffen, in dem über mentale Gesundheit genauso offen gesprochen werden kann wie über fachliche Themen.

Ich habe es sehr geschätzt, in meinen Lehrlingstreffen regelmäßig Raum für Themen rund um die mentale Gesundheit zu schaffen. Dies war kein „Zusatzthema“, sondern ein integraler Bestandteil der Gespräche, die wir führten. Besonders bei neuen Aufgaben oder nach Feedbackgesprächen fragte ich meine Lehrlinge immer wieder nach ihrer eigenen Einschätzung: „Was macht euch noch Druck? Was verursacht Stress?“ Diese Fragen sorgten für eine offene und ehrliche Kommunikation, die es den Lehrlingen ermöglichte, ihre eigenen Belastungen zu benennen, bevor sie zu groß wurden.

 

Achtsamkeit für die Bedürfnisse der Lehrlinge entwickeln


Als Ausbilder ist es wichtig, ein feines Gespür für die Bedürfnisse jedes einzelnen Lehrlings zu entwickeln. Jeder Mensch ist anders, und was für den einen leicht zu bewältigen ist, kann für den anderen eine große Herausforderung darstellen. Achtsamkeit bedeutet, genau hinzuschauen und den Lehrlingen zuzuhören.


Ein paar praktische Ansätze, wie du das Thema in den Alltag integrieren kannst:


  1. Regelmäßige Einzelgespräche: Diese sind eine gute Möglichkeit, sowohl den fachlichen Fortschritt als auch das persönliche Wohlbefinden der Lehrlinge zu besprechen. Nutze diese Gespräche, um nachzufragen, wie sich deine Lehrlinge fühlen und ob es etwas gibt, das ihnen momentan zu viel wird.

  2. Kleine Achtsamkeitsübungen im Alltag: Schon kleine Achtsamkeitsübungen wie bewusstes Atmen oder eine kurze Pause während des Arbeitstags können den Lehrlingen helfen, sich zu entspannen und Stress abzubauen. Integriere solche Übungen ganz einfach in den Arbeitsalltag – das zeigt den Lehrlingen, dass es okay ist, sich Zeit für sich selbst zu nehmen.

  3. Feedback und Selbstreflexion: Fordere deine Lehrlinge regelmäßig zur Selbstreflexion auf. Wie fühlen sie sich in ihrer aktuellen Aufgabe? Was geht gut, was ist herausfordernd? Dies fördert ein Bewusstsein für den eigenen Stresspegel und hilft dabei, Lösungen zu finden, bevor der Druck zu groß wird.

  4. Eigenverantwortung fördern: Gib deinen Lehrlingen die Möglichkeit, selbst Lösungen für ihre Stressfaktoren zu finden. Das stärkt ihr Selbstvertrauen und ihre Fähigkeit, mit stressigen Situationen selbstständig umzugehen. Zeige ihnen, dass sie Verantwortung für ihr Wohlbefinden übernehmen können – und das ist eine wertvolle Lebenskompetenz.


 


 

Fazit: Den Raum für Veränderung schaffen

Der Weg zu einem gesunden Umgang mit mentalem Stress und Überforderung ist ein kontinuierlicher Prozess. Als Ausbilder können wir einen entscheidenden Unterschied machen, indem wir ein offenes und unterstützendes Umfeld schaffen, in dem Themen wie mentale Gesundheit keinen Tabu-Status haben. Veränderung braucht Zeit – aber sie ist möglich, wenn wir Raum schaffen und unseren Lehrlingen helfen, nicht nur mit fachlichen, sondern auch mit inneren Herausforderungen zu wachsen.

Indem wir die mentale Gesundheit unserer Lehrlinge genauso ernst nehmen wie ihre fachliche Entwicklung, schaffen wir die Grundlage für eine starke und gesunde nächste Generation von Fachkräften. Und das ist eine Investition, die sich immer auszahlt.


Ich wünsche dir ganz viel Erfolg und freue mich über dein Feedback, Fragen und den Austausch.

Deine Mandy


 

Über mich und mein Vorhaben:

Als Mental- und Achtsamkeitstrainerin sowie diplomierte Lehrlingsausbilderin mit 20 Jahren Erfahrung im Bereich der Lehrlingsausbildung, ist es mir eine Herzensangelegenheit, jungen Menschen und ihren Ausbildern Werkzeuge an die Hand zu geben, die ihnen helfen, gesund und erfolgreich durch die herausfordernde Ausbildungszeit zu kommen.

In meinen Trainings und Workshops habe ich oft erlebt, wie sehr die Auszubildenden unter Druck, Überforderung und Stress leiden – sei es durch zu hohe Werte und Erwartungen an sich selbst, durch das eigene Lernpensum oder durch private Belastungen.


Viele Lehrlinge stehen vor der Herausforderung, eine Balance zwischen den hohen Anforderungen des Berufs und ihrer eigenen mentalen Gesundheit zu finden. Es kommt häufig zu Situationen, in denen junge Menschen ihre eigene Selbstwirksamkeit verlieren und die Kontrolle über ihr Wohlbefinden und ihre Ressourcen aus der Hand geben. Doch statt nur auf Krisen zu reagieren, möchte ich präventiv arbeiten und ihnen durch gezielte Bewältigungsstrategien sowie die Förderung der Eigenverantwortung helfen, ihre eigenen Stärken zu entdecken und auszubauen.


In dieser Blogbeitragsreihe möchte ich mit dir, lieber Ausbilder, Wege aufzeigen, wie du deinen Lehrlingen dabei helfen kannst, ihre mentalen Ressourcen zu erkennen und zu stärken. Ich teile praxisnahe Tipps, Tools und Techniken, die dir als erste Hilfe-Koffer dienen sollen, damit du in stressigen Zeiten schnell handeln und deinen Lehrlingen in schwierigen Momenten beistehen kannst. Dabei liegt mir besonders am Herzen, die Eigenverantwortung der Lehrlinge zu fördern und ihre Resilienz gegenüber äußeren Herausforderungen zu stärken – damit sie nicht nur in der Ausbildung, sondern auch im Leben erfolgreicher und glücklicher werden.

 

Alle Infos zum Smile Training findest du im aktuellen Trainingsfolder gleich hier!



 


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